Die Bürgermeister Frank Burkard aus Kronau, Dr. Alexander Eger aus St. Leon Rot sowie Klaus-Detlev Huge aus Bad Schönborn hatten am Mittwoch, den 23.10.2019, zu einer Informationsveranstaltung in die Mehrzweckhalle Kronau eingeladen, damit sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger über den geplanten Windpark im Lußhardtwald informieren konnten.
Die Moderation der Veranstaltung übernahm Dr. Christoph Ewen vom Forum Energiedialog des Landes Baden-Württemberg.
Vorab hatten die Besucher die Möglichkeit, sich an Infoständen der Firma Wircon (Betreiber des Windparks), des NABU (Naturschutzbund), der Firma Nordex (Hersteller der geplanten Windanlagen) sowie unserer Bürgerinitiative Gegenwind Lußhardt über den Windpark sowie dessen Auswirkungen auf Natur, Mensch und Umwelt zu informieren. Bereits vorab kam es zu vielen angeregten Gesprächen und Diskussionen, bei denen viele Besucherinnen und Besucher ihre Fassungslosigkeit über das geplante Vorhaben an unserem Infostand äußerten.
Um 19 Uhr begrüßte zunächst Bürgermeister Frank Burkard alle Gäste. Er äußerte seine Bedenken gegen den Windpark und sensibilisierte die Bevölkerung auf die zu erwartenden negativen Veränderungen. Anschließend begrüßte auch Dr. Alexander Eger alle Anwesenden und wies besonders auf die Thematik der Gefährdung der Wasserversorgung hin. Er bat darum, zumindest den Bau der vier Anlagen auf der Gemarkung St. Leon-Rot zu überdenken. Beide Bürgermeister thematisierten auch die fehlende wirtschaftliche Sinnhaftigkeit des Projekts in einem ausgewiesenen Schwachwindgebiet.
Die Begrüßungsreden komplettierte Staatssekretär Dr. André Baumann. Er wies in seiner Rede eindringlich darauf hin, dass sich das Klima verändere und alle etwas dagegen tun müssten. In diesem Zusammenhang rechtfertigte er auch den geplanten Bau von Windindustrieanlagen in Schwachwindgebieten als unausweichlich. Nach diesen Äußerungen wurde es im Saal unruhig und es kam zu Zwischenrufen und Einwänden. Der Mehrheit der Anwesenden war wohl nicht einleuchtend, warum man eine Windkraftanlage in einem Schwachwindgebiet betreiben möchte, wenn mit der gleichen Anlage bei der Wahl eines anderen Standortes eine vielfach höhere Strommenge erzeugt werden könnte.
Danach hatten die einzelnen Parteien jeweils 10 Minuten Zeit, ihren eigenen Standpunkt darzulegen.
Zuerst stellte Simon Schunter von der Firma Wircon das von ihnen geplantes Projekt vor. Den Reaktionen des Publikums zufolge war vielen Besuchern bisher die Höhe der zehn Windräder von 238,5 Meter noch nicht bewusst. Der Saal wurde unruhig und zeigte sich unzufrieden mit den Planungen.
Es folgte Joachim Schneider vom Landratsamt Karlsruhe, der über das Genehmigungsverfahren informierte.
Danach war unsere Bürgerinitiative an der Reihe. Pia Hilswicht stellte zuerst nochmal klar, dass die Bürgerinitiative nicht gegen erneuerbare Energien und nicht gegen Windkraft sei, aber diese effektiv und mit Sinn und Verstand eingesetzt werden sollte. Wie wenig Sinn diese Form von Energiegewinnung in unserem Gebiet macht, verdeutlichte sie mit Zahlen und Fakten. Auch Pia Hilswicht ging noch einmal auf die Trinkwasserthematik ein und machte deutlich, wie fahrlässig diese so wichtige Ressource durch den Windpark gefährdet wird. Danach zeigte sie Bilder vom Bau von Windkraftanlagen im Wald, die die Ausmaße des Eingriffes in die Natur noch einmal sehr deutlich machten. Zuletzt machte sie auf die Gesundheitsgefährdung für die Menschen durch Eisabwurf, Lärm und Infraschall aufmerksam. Durch die Größe der Windkraftanlagen würden all diese Gefahren noch erhöht, zumal erst eine dieser riesigen Anlagen in Deutschland in Betrieb ist und deren genaue Auswirkung auf die Bevölkerung vor Ort noch nicht erforscht wurde.
Abschließend zeigte sie einen Ordner mit 2900 bereits jetzt (!) gesammelten Unterschriften gegen den Bau dieser Anlagen. Diese imposante Zahl macht deutlich, wie wenig Rückhalt ein solch offensichtlich nicht sinnhaftes Projekt in der Bevölkerung genießt.
Zuletzt ging Armin Gabler vom BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) an das Mikrofon. Acht seiner zehn Minuten machte er auf den bereits angesprochenen Klimawandel aufmerksam. Die letzten beiden Minuten wurden von ihm verwendet, um den Schutz der Fledermäuse und Vogelarten, vor allem des Rotmilans, zu erläutern. Für den BUND stelle deren Gefährdung eine „rote Linie“ dar, die nicht überschritten werden dürfe. Der BUND wolle mit einer abschließenden Bewertung, ob die Windräder in diesem Gebiet gebaut werden könnten, noch abwarten, bis das abschließende Gutachten vorliege. Dabei ist es interessant zu wissen, dass dieses Gutachten von der Firma Wircon in Auftrag gegeben wird- also der Betreiberfirma des geplanten Windparks.
Um ca. 20:30 ging es fließend über zur Fragerunde. Es gab zwei Saalmikrophone. Die Anwesenden konnten innerhalb von zwei Minuten Fragen an die auf dem Podium sitzenden Personen stellen oder ein persönliches Statement abgeben. Anhand der zahlreichen Kommentare, die gegen den Windpark gerichtet waren, wurde deutlich, dass die erdrückende Mehrheit der Bevölkerung gegen das Projekt ist und den Sinn von Windindustrieanlagen in einem windschwachen Waldgebiet nicht versteht, zumal das Gebiet im Gegensatz dazu eines der sonnenreichsten Gebiete in Deutschland ist.
Staatssekretär Dr. Baumann wurde nicht müde, immer wieder auf den Ausstieg aus der Atom- und Kohlekraft zurück zu kommen und der daraus resultierenden Alternativlosigkeit von Windkraftanlagen – auch in Schwachwind- und Waldgebieten. Durch seine Ignoranz gegenüber den durchaus berechtigten Einwänden und Gegenargumenten aus dem Publikum, zog er sich dessen Unmut zu. Viele Redner fühlten sich von ihm unverstanden und übergangen. Dadurch kam es häufig zu Zwischen- oder Buhrufen. Eine zufrieden stellende Erklärung, warum die Landesregierung hauptsächlich auf Windenergie und nicht auf Solarkraft in unserem Gebiet setzt, erfolgte jedoch nicht.
Zuletzt bedankte sich Bürgermeister Klaus-Detlev Huge aus Bad Schönborn für die hitzige, aber stets faire Diskussion und gab den noch Anwesenden bekannt, dass er persönlich sich für den Bau der Windkraftanlagen stark machen werde. Für uns als Bürgerinitiative ist es unverständlich, wie sich der Bürgermeister einer Kurgemeinde dafür einsetzen kann, dass Industrieanlagen in geringem Abstand zu seinem Kurgebiet gebaut werden sollen und eine gesundheitliche Beeinträchtigung der Kurgäste durch Infraschall dadurch in Kauf genommen wird.
Nach dem Ende der Podiumsdiskussion gab es für die Besucher die Möglichkeit, sich nochmals an den Infoständen zu informieren, sich mit den Sprechern auszutauschen oder nicht gestellte Fragen beantwortet zu bekommen. Gegen 23.00 Uhr endete die Veranstaltung.
Die Bürgerinitiative ging mit einem guten Gefühl nach Hause, da der eigene Beitrag von Pia Hilswicht sehr positiv von den Anwesenden aufgenommen wurde und wir eine starke Zustimmung und Unterstützung innerhalb der Bevölkerung erfahren konnten.
Ich war als interessierter Bürger bei dieser Veranstaltung dabei und wollte mich über die Argumente
aller Beteiligter informieren. Fazit: Die Betreiber, die Hersteller und die Vertreter des Landes waren sehr
sachlich, fachkundig und haben sachdienliuche Informationen vorgestellt. Die Vertreter(in) der Bürgerinitiative und
Herr Alexander Eger haben einseitig berichtet; eine Versachlichung der Debatte war anscheinend nicht gewollt. Stattdessen hat
man das sehr oft unsachliche und unfaire Verhalten von (großen) Teilen der Zuhörer und Anwesenden als Bestätigung
der eigenen Sicht betrachtet. Auch in dem Artikel oben wird das unsachliche Verhalten vieler Anwesender als Zustimmung
und Unterstützung innerhalb der Bevölkerung angesehen.
Es ist schade, dass unsachlich aggresives Verhalten die sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu großen Teilen
verhinderte und die Argumente der Befürworter nicht mit eigenen sachlichen Argumenten beantwortet wurden.
Als vorher unvoreingenommener Bürger haben mich die Argumente der Befürworter im wesentlichen überzeugt, wohingegen die
Gegner des Windparks bei mir den Eindruck ideologischer Aggression und Verblendung hinterließen.
Guten Tag Frau Werter,
Vielen Dank für Ihren Kommentar zum Bericht über die Informationsveranstaltung in Kronau am 23.10.
Hierzu möchte ich einige Anmerkungen machen. Aus Sicht der Bürgerinitiative, haben wir großen Wert darauf gelegt, die Sorgen und Bedenken, die zu einem Windpark im Lußhardtwald existieren, ruhig und sachlich darzustellen. Dies ist unseres Erachtens Frau Hilswicht mit Ihrem Kurzvortrag sehr gut gelungen. In der folgenden Diskussion wurden diese Punkte seitens Wirsol und dem Vertreter des Landes nicht wirklich ernsthaft aufgenommen.
Tatsächlich waren im Plenum viele Emotionen im Spiel, das zeigt, wie nahe dies Thema den Menschen geht.